Ein schwerer Unfall, eine chronische Krankheit oder psychische Probleme können dazu führen, dass Du gar nicht mehr arbeiten kannst – weder in Deinem Beruf noch in einem anderen Job. Die staatliche Erwerbsminderungsrente fällt oft sehr niedrig aus und reicht in den meisten Fällen nicht, um den Lebensunterhalt zu sichern. Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung schützt Dich genau in diesem Fall: Sie zahlt Dir eine monatliche Rente, wenn Du aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen dauerhaft keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kannst.
Die Absicherung ist also für all jene wichtig, die ihre Arbeitskraft komplett verlieren könnten. Sie sorgt dafür, dass Du trotz gesundheitlicher Einschränkungen finanziell unabhängig bleibst und Deine laufenden Kosten weiterhin decken kannst.
Wie sie funktioniert
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn ein Arzt bestätigt, dass Du voraussichtlich dauerhaft – also länger als sechs Monate – keine Tätigkeit mehr ausüben kannst. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Beruf Du gelernt oder zuletzt ausgeübt hast. Entscheidend ist allein, dass Du überhaupt nicht mehr in der Lage bist zu arbeiten.
Die Rente wird monatlich gezahlt, solange die Erwerbsunfähigkeit besteht. Tritt Besserung ein, kann die Zahlung beendet werden. Der Vertrag läuft in der Regel bis zu Deinem vereinbarten Renteneintrittsalter, meist 65 oder 67 Jahre.
Unterschied zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Viele verwechseln Erwerbsunfähigkeit mit Berufsunfähigkeit. Der Unterschied ist entscheidend:
- Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung bekommst Du Geld, wenn Du Deinen erlernten oder zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50 % nicht mehr ausüben kannst.
- Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt erst, wenn Du gar keiner Tätigkeit mehr nachgehen kannst – auch nicht einem anderen Job, egal wie einfach oder gering bezahlt er wäre.
Das bedeutet: Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung greift nur in schweren Fällen. Dafür sind die Beiträge im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich günstiger.
Für wen sich die Erwerbsunfähigkeitsversicherung eignet
Diese Form der Absicherung ist besonders interessant für:
- Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen, für die eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu teuer wäre
- Personen mit Vorerkrankungen, die keinen BU-Vertrag bekommen
- Schüler, Studierende und Auszubildende, die noch keinen klar definierten Beruf ausüben
- Hausfrauen und Hausmänner, die im Haushalt tätig sind
- Selbstständige, die eine kostengünstige Grundabsicherung suchen
Kurz gesagt: Sie ist ideal für alle, die sich gegen das schlimmste Szenario – den kompletten Verlust der Arbeitsfähigkeit – absichern wollen, auch wenn sie sich keine BU leisten können.
Wann gezahlt wird
Die Versicherung leistet, wenn Du durch Unfall, Krankheit oder Kräfteverfall nicht mehr in der Lage bist, mindestens drei Stunden täglich einer beliebigen Erwerbstätigkeit nachzugehen. Das muss durch ärztliche Gutachten bestätigt werden.
Ein Beispiel: Wenn Du früher als Handwerker gearbeitet hast und nach einem schweren Bandscheibenvorfall auch keine leichtere Arbeit mehr schaffst, zahlt die Versicherung die vereinbarte Rente. Wenn Du aber noch in einem Büro arbeiten könntest, giltst Du nicht als erwerbsunfähig.
Wie hoch sollte die Rente sein
Die Höhe Deiner Erwerbsunfähigkeitsrente hängt davon ab, wie viel Einkommen Du absichern möchtest. Empfehlenswert ist, rund 60 bis 70 Prozent Deines Nettoeinkommens abzusichern.
Wenn Du also beispielsweise 2.000 € netto verdienst, wäre eine monatliche Rente von etwa 1.200 bis 1.400 € sinnvoll.
Viele Tarife bieten außerdem die Möglichkeit, die Rente regelmäßig dynamisch zu erhöhen, um die Inflation auszugleichen.
Was kostet eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Die Beiträge richten sich nach Deinem Alter, Gesundheitszustand und der gewünschten Rentenhöhe.
Junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren zahlen oft nur 15 bis 25 Euro im Monat, während ältere Versicherte zwischen 40 und 60 Euro pro Monat einplanen sollten. Damit ist sie meist deutlich günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die schnell das Doppelte kosten kann.
Worauf Du beim Abschluss achten solltest
Achte auf klare Bedingungen im Vertrag, vor allem auf:
- Definition der Erwerbsunfähigkeit: Die Formulierung sollte eindeutig und fair sein.
- Leistungsdauer: Am besten bis zum regulären Rentenalter.
- Nachversicherungsgarantie: So kannst Du später Deine Rente erhöhen, ohne eine neue Gesundheitsprüfung.
- Dynamik: Damit Deine Rente mit der Inflation steigt.
- Beitragsbefreiung im Leistungsfall: Wenn die Versicherung zahlt, musst Du keine Beiträge mehr leisten.
Ein unabhängiger Versicherungsmakler kann Dir helfen, die Unterschiede zwischen den Anbietern zu verstehen und den Tarif zu finden, der am besten zu Deinem Leben passt.



